Morgen ist der Tag der Übernahme. Ich müsste lügen, wenn ich nicht nervös und angespannt wäre. Darum Daumen drücken.
Spitzenmedizin kann Leben retten – und wirft doch schwierige Fragen auf. Wie viel ist genug? Und wie viel darf ein Einzelner in Anspruch nehmen? Gedanken eines Betroffenen zwischen Dankbarkeit und Zweifel.
Was ist ein Leben wert – und was ist genug? Gedanken über moderne Medizin, Verantwortung und das rechte Mass – aus dem Blickwinkel eines Betroffenen.
Ich bekomme derzeit eine Behandlung, die man wohl als „Spitzenmedizin“ bezeichnen würde. Eine Stammzelltransplantation – hoch spezialisiert, komplex, teuer. Ein medizinisches Hochleistungsprojekt, das mit enormer Präzision, technischer Raffinesse und menschlichem Engagement betrieben wird.
Und ich frage mich: Darf ich das einfach annehmen?
Natürlich bin ich dankbar. Aber da ist auch ein leises Unbehagen. Weil ich spüre, wie viel Aufwand für mich betrieben wird. Wie viel Logistik, Personal, Medikamente – wie viel Hoffnung. Nicht nur meine eigene.
Wie viel Medizin ist genug?
Ich liege da, manchmal in langen Nächten, und frage mich: Muss wirklich alles gemacht werden, was gemacht werden kann? Und: Bin ich bereit, den Preis zu tragen – körperlich, seelisch, vielleicht auch gesellschaftlich?
Ich stelle diese Fragen nicht aus Undank, sondern aus Zweifeln. Weil ich das Gefühl habe, dass wir alle – als Gesellschaft, als Individuen – oft um das rechte Mass ringen. Zwischen Anspruch und Verzicht. Zwischen Machbarkeit und Sinn.
Ist Spitzenmedizin ein Recht – oder ein Privileg?
In der Schweiz haben viele Menschen Zugang zu hoch spezialisierter Behandlung. Das ist ein grosser Wert. Aber es ist nicht selbstverständlich. Nicht global, und vielleicht bald auch nicht mehr national. Denn was möglich ist, wird immer mehr – aber auch immer teurer.
Ich frage mich, ob wir lernen müssen, anders mit diesen Möglichkeiten umzugehen. Bewusster. Mit mehr Augenmass. Nicht alles, was machbar ist, muss auch durchgezogen werden. Und nicht jede Hoffnung muss mit maximaler Technik beantwortet werden.
Verantwortung liegt nicht nur beim System
Natürlich ist es die Aufgabe von Politik und Medizinethik, Rahmen zu setzen. Aber es braucht auch etwas im Einzelnen: die Fähigkeit zur Reflexion. Den Mut zur Entscheidung. Vielleicht auch zum Verzicht.
Ich übe das gerade ein – in kleinen Schritten. Ich frage nach, ich zögere, ich stimme nicht allem sofort zu. Ich merke, dass mir das schwerfällt. Aber vielleicht ist genau das ein Teil von Würde: nicht alles abverlangen, was möglich wäre.
Zwischen Vertrauen und Zweifel
Ich bin nicht sicher, wie diese Behandlung ausgehen wird. Aber ich hoffe – und ich vertraue den Menschen, die mich begleiten. Gleichzeitig versuche ich, mir eine gewisse Distanz zu bewahren. Nicht in Ablehnung, sondern in Achtsamkeit. Vielleicht ist das mein Weg, mit der Ambivalenz umzugehen: Dankbarkeit, ja – aber keine blinde Begeisterung.
Schlussgedanke:
Spitzenmedizin ist ein Geschenk. Aber auch eine Einladung zum Nachdenken. Darüber, was wir erwarten dürfen. Was wir geben können. Und wo das rechte Mass liegt – für uns selbst und für die Gemeinschaft, die das alles trägt.
Kommentar hinzufügen
Kommentare
Lieber Bernhard, du musst dir jetzt keine Gedanken mehr über Sinn oder Unsinn der Spitzenmedizin machen, Du hast diese seltene Möglichkeit erhalten und dafür auch sehr viel auf Dich genommen!! Nun gilt es wirklich nur noch GANZ FEST 'Daumen drücken' und dass ein Schutzengel über Dich wacht.
Wir sind in Gedanken bei Dir und umarmen Dich ganz fest!
Jeannine und Pierino 🤗❤️
Wir drücken dir fest die Daumen für morgen!
Toi toi toi 🙏🙏🙏 ich drücke dir ganz fest die Daumen und denke an dich 🥰🥰🥰 es kommt gut 🙌🙌🙌 ich bin stolz auf dich 🫶🫶🫶 Nicole
P.s. Nicht jeder hat das Glück gesund zu sein 😷 das sucht man sich auch nicht aus, damit musst du schon lange leben, darum hast du jetzt auch diese Chance verdient. 🤞🤞
Lieber Bernhard
Mit viel Hoffnung und Zuversicht sind wir heute in Gedanken fest bei dir 🥰 und wünschen dir von Herzen viel Glück! 👼
Ruth und René 😘
Lieber Bernhard. Danke, dass du uns teilhaben lässt. Ich bin tief beeindruckt, wie du deine Worte schreibst. Meine Gedanken werden morgen bei dir sein.
Miriam
Lieber Bernhard
Meine Gedanken sind bei dir.
Ganz herzlich, Neisa
Liebe Börni
ech bi morn i Gedanke ganz fescht bi dier
Umarmig, Koni